2023 | DAS JAHR DER SICHTBARKEIT

Als ich in den Rauhnächten 2022/ 2023 auf mein Jahr 2022 schaute, brach bei mir eine tiefe Ungläubigkeit aus. Ich hatte so viele krasse Dinge geschaffen, neue Projekte umgesetzt und sie zugleich selbst in die Unsichtbarkeit verdammt, so dass sich das Jahr 2022 für mich als ein Jahr des Nichtstuns anfühlte. So erfuhr die Welt 2022 nichts von meiner neuen Plattform GreeSu, deren Prototyp ich nun fertiggestellt und die Landingpage entworfen hatte, weil ich mich mit Marketingversprechen zurückhielt. Während Männer lediglich mit Ideen öffentlichkeitswirksam werden und mit Versprechen Geld einsammeln können, mache ich mir schwere Gedanken um den richtigen Zeitpunkt meines Auftritts.

Genauso verhielt es sich mit meinen Projekten rund um “The Green Tiny House”. Unzählige schöne Bilder nicht veröffentlicht, kaum über meine Projekte geschrieben und schon gar nicht selbst in den Vordergrund treten. Immer dann, wenn etwas Wunderbares fertig geworden war, konnte ich mich schwerlich überwinden, es zu präsentieren, überhaupt öfter zu zeigen und mehr darüber zu sprechen und so blieb auch bei meinen nachhaltigen Projekten vieles im Hintergrund.

Ich kann nicht sagen, dass es an einem mangelnden Selbstvertrauen in meine Fähigkeiten liegt, sondern sich mehr im Thema Sichtbarkeit kumuliert. Es ist ein ganzheitliches Phänomen, das viele Lebensbereiche tangiert und ein Ergebnis meines Lebens in dieser Gesellschaft ist. Meine starke Zurückhaltung ist eine Prägung meiner Sozialisierung, die mich von kleinauf dazu angehalten hat, ja bescheiden, still und ohne Anspruch zu sein, denn die Unsichtbarkeit von Frauen ist unserer Gesellschaft vor allem gewollt. Es gibt einen starkes Gefälle bei vielen Frauen zwischen dem, was sie können und dem, was sie zeigen. Ihre starke Zurückhaltung entspricht in keinster Weise ihren wunderbaren Talenten und Fähigkeiten, weshalb viele Außenstehende annehmen, da gäbe es also auch nichts nennenswertes. So fragte Diana zur Löwen am 02. Januar in einem Reel zurecht „Wo sind all die Frauen, die sich für Finanzen begeistern?“, als sie bei einem Finanz Award nur Männer mit Trophäen sah obwohl es mit Sicherheit auch award- würdige StartUps von Frauen gab. Nur sah sie niemand.

Die Frage nach der Sichtbarkeit ist für mich ein tief verankerter Glaubenssatz, den ich zu Fall bringen muss. Denn der Glaube daran, dass ich, wenn ich sichtbar bin, unangenehm auffalle, ist ein Lebensgefühl, das mein Handeln bestimmt. Ich fühle im Nachgang eine unangenehme Scham, wenn ich voller Stolz von meinen Erfolgen berichte. Eine Bühne bereitet mir Herzrasen, ein Post mir Unbehagen. Das, was in mir arbeitet, ist die Konfrontation mit meiner Erziehung, die mit dem kollidiert, was für mein Business dringend notwendig ist, denn ohne Sichtbarkeit erfährt die Welt nichts von den Dingen, die ich erschaffe. Ohne Sichtbarkeit gibt es keine Bühne für meine Projekte, die gut sind.

Das Jahr 2023 wird ein Jahr der Sichtbarkeit, in dem ich mich dem stelle, denn es ist mehr als nur viel mehr Beiträge zu posten. Es ist die Bearbeitung eines Glaubenssatzes, mit dem ich aufgewachsen bin. Es hat mich so sehr geprägt, dass ich meine eigenen Erfolge vor mir selbst zur Selbstverständlichkeit abwerte und hohe Leistungen als etwas sehe, das ich immer zu erbringen habe. Sichtbarkeit wird daher für mich harte mentale Arbeit und ein langer Weg, der sich definitiv lohnt. Es wird ein Weg sein, an dessen Ende ich nicht mehr darüber bestürzt sein werde, meine eigenen Erfolge vergessen zu haben.


GREESU


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