EIN KRISENFESTES LEBEN
Ich habe mein Tiny House seit 2017 und fand mit meinem Standort am Alten Kesselhaus in Berlin Marzahn seit 2019 eine Art Homepbase. Hier habe ich eine kreative Gemeinschaft gefunden, bei der ich mich wohl fühle und einen Ort, an dem ich viel ausprobieren und umsetzen kann. Seit 2017 befasse ich mich intensiver mit Nachhaltigkeit, setzte verschiedene nachhaltige Projekte mit Universitäten um und arbeitete an unterschiedlichen Experimenten zu Wasserrecycling, Upcycling und Ernährung. Das Thema Nachhaltigkeit war immer präsent und beeinflusste mein ganzes Tun.
Die großen Themen um eine starke wirtschaftliche Abhängigkeit in kleinen Privaten (meine eigene) wie auch im großen Gesellschaftlichen sind nicht neu, bilden aber neben den Auseinandersetzungen mit Nachhaltigkeit und Umwelt eine weitere Motivation, meine Lebensumstände zu verändern und die eigene Autarkie anzustreben. Die Corona Krise wie auch der derzeitigen Ukraine Krieg machten offensichtlich, dass unsere Versorgung stets in komplexen Abhängigkeiten verstrikt ist, von heute auf morgen bedroht sein kann und uns unfrei macht.
Aber eine Krise wird nicht immer durch Kriege oder Pandemien verursacht sondern auch durch Arbeitslosigkeit, durch Geldprobleme oder durch einen furchtbaren Job, in dem wir bleiben müssen, weil wir Miete zahlen, Essen kaufen und die monatlichen Rechnungen für Gas, Strom, Auto und vielem mehr begleichen müssen. Wir sind gefangen in einem potentiell krisenauslösendem Umfeld, weil wir an Geld hängen, das unser Leben finanziert. Durch diese Abhängigkeiten können wir uns kaum bewegen, selten frei wählen und den Stress reduzieren, den ein furchtbarer Job und der immer währende Geldmangel auslösen.
Aus diesen Kreisläufen möchte ich so weit raus wie es möglich ist. Ich möchte mehr persönliche Krisenfestigkeit durch den Ausstieg aus Mietzahlungen, denn die hohe Miete belastet mein monatliches Budget um die Hälfte und hält den Stress hoch, jeden Monat mein Leben lang diese Miete zusammenbekommen zu müssen. Diese Angst vor einem Verlust der Wohnung, wenn ich die Miete nicht aufbringen kann, möchte ich mir selbst nehmen und in mein Tiny House ziehen. So wird für mich eine Krisenfestigkeit durch ein kleines Haus auf meinem eigenen Stück Land entstehen, nach dem ich im Moment suche und sicher finden werde.
Nichts machte unsere Abhängigkeit von großen Versorgern für Benzin, Gas und Strom so deutlich wie der Ukraine Krieg es konnte. Das Zusammenfallen einer Wirtschaftskraft durch den Wegfall von günstigem Gas, die unfassbare Verteuerung des Sprits durch Preistreiberei und die um sich greifenden privaten Existenzängste und betrieblichen Insolvenzen durch viel zu hohe Gas- und Strompreise sind für mich ein klares Signal dafür, dringend etwas zu ändern. Neben dem Faktor, dass diese fossilen Brennstoffe enorme Umweltprobleme produzieren, produzieren sie Abhängigkeiten, aus denen ich so weit wie ich es mir möglich ist, rausmöchte. Den Anbietern von Strom und Gas ausgeliefert zu sein, bereitet mir heftige Kopfschmerzen, denn schon allein Gas wärmt unsere Wohnung, unser Wasser und unser Essen und ohne Gas bleibt vieles kalt. An den gleichen fossilen Brennstoffen hängt die Plastikherstellung, die Lebensmittelproduktion und viele weitere Bereiche, die im Moment von heftigen Preissteigerungen betroffen sind.
Diese Krise erfasst mein ganzes Leben und lässt mich machtlos zurück, weil ich nichts dagegen tun kann, wenn die Preise weiter steigen. Mit der Abhängigkeit meiner Versorgung durch jemand anderen, kann ich nichts tun, wenn sich dort etwas ändert. Ich kann nichts tun, wenn ich an so vielem hänge. Und so muss ich mich befreien aus den vielen Verpflichtungen und Verstrikungen, die mir Angst und mich machtlos machen. Ich will sie wieder zurück, meine Macht, meine Bewegungsmöglichkeiten und meine Aktivität. Ich tausche Angst gegen Freiheit ein und werde mich auf dem Weg machen, diese Abhängigkeiten in eine Krisenfestigkeit zu verwandeln. Und ich werde hier darüber schreiben.